C a n a d a - Das Land der Träume





Canadas Wirtschaft und Weiteres




Kanada gehört zu den wohlhabendsten Ländern der Welt; es ist Mitglied der WTO, der OECD, des IWF, der Weltbank und der G8. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt Kanada mit 1432,140 Mrd. US-Dollar auf dem neunten Platz. Bei der Kaufkraftparität liegt es mit 1265,838 Mrd. internationalen Dollar auf Platz 13, beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf mit 43.485 US-Dollar auf Platz 14 (Stand jeweils 2007).Im Human Development Index der UNDP, der auch nichtökonomische Faktoren berücksichtigt, belegt Kanada den vierten Platz.
Zwar gilt Kanada als soziale Marktwirtschaft, doch der wirtschaftliche Handlungsspielraum ist sehr groß; im „Index der wirtschaftlichen Freiheit“ der Heritage Foundation wird Kanada höher bewertet als die meisten westeuropäischen Staaten und leicht tiefer als die USA. Wie in anderen entwickelten Ländern wird die kanadische Volkswirtschaft durch den Dienstleistungssektor dominiert. Überdurchschnittlich hoch ist jedoch der Anteil des Primärsektors, was auf den Reichtum an natürlichen Ressourcen und deren Ausbeutung zurückzuführen ist.
Der Außenhandel macht einen großen Teil der kanadischen Wirtschaft aus. Die Exporte betragen 36,7 % und die Importe 32,8 % des BIP. Bei weitem wichtigster Handelspartner sind die USA mit 76,4 % der Exporte und 65,0 % der Importe im Jahr 2007. Kanada belegt nach der EU, den USA, Japan und China den fünften Platz in der Weltaußenhandelsstatistik.Der Außenhandel ist weitgehend frei, nur in wenigen Schlüsselbereichen sind ausländische Investitionen auf Minderheitsbeteiligungen beschränkt.





Rohstoffe:


Aufgrund des Rohstoffreichtums spielt der Bergbau eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Kanada ist der weltweit größte Produzent von Zink, Uran, Kaliumcarbonat, Kadmium, Schwefel und Nickel. Jeweils an dritter Stelle rangiert das Land beim Abbau von Aluminium, Titan, Kobalt, Molybdän, Gold und Blei. Rund 80 % der ausgebeuteten Rohstoffe werden exportiert, hauptsächlich in die USA.
] Die mineralischen Vorkommen sind höchst unterschiedlich verteilt. So wird beispielsweise das gesamte kanadische Eisenerz in Neufundland und Labrador und im Nordwesten von Québec abgebaut. Der Gold- und Kupferabbau ist vor allem im Norden Ontarios verbreitet, der Kohlebergbau in Alberta, British Columbia und Nova Scotia. Der Abbau von Diamanten ist auf die Nordwest-Territorien konzentriert, der Uranbergbau auf Saskatchewan. Québec liefert einen Fünftel des weltweiten Bedarfs an Asbest, in Labrador befindet sich das weltweit größte Nickel-Vorkommen. Die Giant-Mine bei Yellowknife in den Nordwest-Territorien
Dank der großen Waldflächen und des damit verbundenen, scheinbar unerschöpflichen Rohstoffpotenzials fällt der Forstwirtschaft eine wichtige Stellung zu. Diese ist vor allem in British Columbia, Ontario und Québec verbreitet. Kanada ist der weltweit größte Produzent von Holzschliff, Zellstoff, Papier und Pappe. Vor allem in den östlichen Provinzen wird Ahornsirup hergestellt, der ein typischer Bestandteil der nordamerikanischen Küche ist.[8] Die relativ große Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen wirkt sich in verschiedener Hinsicht auf die Wirtschaft und Gesellschaft Kanadas aus. In den dünn besiedelten Gebieten des Nordens, wo die Landwirtschaft schwierig zu betreiben oder gar unmöglich ist, hängt die Existenz zahlreicher Siedlungen direkt von Mineralien- oder Holzvorkommen ab. Die ungleichmäßige Verteilung der Bodenschätze bewirkt das Herausbilden unterschiedlicher Wirtschaftsstrukturen, was zu einem stark ausgeprägten Regionalismus führt. Zugleich wird das Land als Ganzes durch den Export eng in die Weltwirtschaft eingebunden.

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Energie:


Kanada ist eines der wenigen entwickelten Länder, das Netto-Exporteur von Energie ist. Am bedeutendsten sind die umfangreichen Vorkommen an Erdöl und Erdgas in Alberta (teilweise auch in den benachbarten Provinzen British Columbia und Saskatchewan). Mit den Athabasca-Ölsanden im Norden Albertas verfügt Kanada über die weltweit zweitgrößten Reserven an Erdöl nach Saudi-Arabien.[9] Seit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickeln sich die Atlantischen Provinzen, insbesondere Neufundland und Labrador, zu einem zweiten Zentrum der Erdöl- und Erdgasförderung (Offshore-Bohrungen). Das Erdöl wird in Pipelines transportiert, die Raffinerien befinden sich überwiegend in Edmonton, Montreal und Sarnia. In mehreren Provinzen, insbesondere Québec, British Columbia und Ontario, aber auch in Alberta und Manitoba, steht mit der Wasserkraft eine erneuerbare und relativ umweltfreundliche Energiequelle in großer Menge zur Verfügung. In Ontario befinden sich 16 der 18 aktiven Kernreaktoren des Landes.
Ein Spannungsfeld der kanadischen Innenpolitik ist die Tatsache, dass das größte Angebot an Energiequellen im eher dünn besiedelten Westen zu finden ist, während die größte Nachfrage im Süden Ontarios und Québecs besteht, wo nur wenige natürliche Energieressourcen vorhanden sind. Der Erdöltransport von Alberta in die USA ist billiger als in den Osten Kanadas, weshalb diese Provinzen große Mengen Erdöl importieren müssen. Um diese Diskrepanz auszugleichen, versuchte die Bundesregierung mit dem National Energy Program Alberta dazu zu zwingen, Erdöl zu günstigen Konditionen nach Ostkanada zu verkaufen. Das Programm schlug fehl, als die Erdölpreise Mitte der 1980er Jahre einbrachen.




Landwirtschaft und Fischerei:


Obwohl nur 8 % der Staatsfläche landwirtschaftlich genutzt werden, ist Kanada einer der weltweit wichtigsten Exporteure landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die kanadische Landwirtschaft lässt sich in fünf Hauptgruppen unterteilen: Hauptsächlich für den Export bestimmt sind Getreide und Ölsaaten (34 % der Agrarerträge) sowie Fleischprodukte und lebendes Vieh (27 %). Für den Heimmarkt bestimmt sind Milchwirtschaft (12 %), Obst und Gemüse aus dem Gartenbau (9 %) sowie Geflügel und Eier (8 %). Die Betriebe sind in hohem Maße technisiert und mechanisiert. Während die Farmen in den Prärien im Durchschnitt eine Fläche von über 300 ha erreichen, umfassen die Betriebe in Ostkanada durchschnittlich weniger als 100 ha.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern müssen sich die kanadischen Landwirte größtenteils ohne Subventionen der Regierung auf dem internationalen Markt behaupten. Lediglich Produkte, die für den Heimmarkt bestimmt sind, genießen einen Schutz durch Importzölle. Auffallend ist dabei die regionale Verteilung: Während die exportorientierten Zweige der Landwirtschaft in den Prärieprovinzen konzentriert sind, wird in den Provinzen im Osten hauptsächlich für den Heimmarkt produziert. Eine Ausnahme bildet dabei der in Ontario konzentrierte Weinbau (so ist Kanada der weltweit größte Exporteur von Eisweinen).
Die reichen Fischgründe des Pazifiks und des Atlantiks bilden die Grundlage der kanadischen Fischereiwirtschaft, die u. a. Lachs, Kabeljau, Amerikanischer Hummer und Hering exportiert. Führend ist hier dabei die Provinz Nova Scotia mit 30 % der Erträge, gefolgt von British Columbia und Neufundland (je 20 %).[11] Die Neufundlandbank gehört zu den ertragreichsten Fischgründen der Welt. Zwar gibt es eine nicht unbedeutende Binnenfischerei, sie ist aber vorwiegend als Sportfischerei zu betrachten. Auch der Pelztierfang und die Pelztierzucht sind immer noch bedeutsam, jedoch stark rückläufig.

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Industrie:


Auf der Basis seines Rohstoffreichtums hat Kanada eine breit gefächerte Industrie aufgebaut, deren Schwerpunkte im Automobil- und Flugzeugbau, in der Metallindustrie, in der Nahrungsmittelverarbeitung sowie in der Holz- und Papierverarbeitung liegen. Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen die chemische und die elektrotechnische Industrie, zunehmend auch der Hightech-Bereich. Historisch gesehen war die Industrie in Kanada gegenüber anderen Wirtschaftssektoren jedoch stets nachrangig, wenn auch keineswegs unbedeutend. Aus diesem Grund war das Land in den 1970er- und 1980er-Jahren weitaus weniger stark von der Deindustrialisierung betroffen als andere Industrienationen.
Rund drei Viertel aller Industriebetriebe liegen in den Provinzen Ontario und Québec. Dort ist vor allem die Endfertigung konzentriert, während in den übrigen Provinzen die Zwischenverarbeitung von Rohstoffen dominiert. Eine bedeutende Rolle spielen Zweigbetriebe der amerikanischen und japanischen Automobilindustrie sowie Zulieferbetriebe. Attraktiv für diese Konzerne ist der hohe Bildungsstand bei gleichzeitig etwas geringerem Lohnniveau als in den USA. Eigenständige kanadische Industriekonzerne sind in der Minderheit.




Dienstleistungen:


Der Dienstleistungssektor ist vielfältig. Er beschäftigt rund drei Viertel aller Erwerbstätigen und erwirtschaftet etwa zwei Drittel des Bruttoninlandprodukts. Den größten Anteil nimmt dabei der Groß- und Einzelhandel ein, gefolgt vom Finanzwesen, wozu Banken, Versicherungen und Immobilien gehören. Dieser Teil der Wirtschaft konzentriert sich in großen städtischen Zentren wie Toronto, Calgary und Montreal. Sieben der zehn größten kanadischen Unternehmen sind im Banken- und Versicherungsbereich tätig.
Ebenfalls von großer Bedeutung sind das Bildungs- und das Gesundheitswesen, die beide fast gänzlich der Kontrolle des Staates unterliegen. Eine immer wichtigere Rolle nehmen die Informationstechnik und die Unterhaltungsbranche ein. Der Tourismus ist der fünftgrößte Wirtschaftszweig des Landes, wobei die überwiegende Mehrheit der Touristen aus den USA stammt.

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Regionale Unterschiede:


Die kanadischen Provinzen und Territorien verzeichnen durchwegs hohe BIP-Werte, doch bestehen unter diesen große Unterschiede. Die bevölkerungsreichste Provinz Ontario allein wäre – verglichen mit anderen Ländern – auf Platz 25 der größten Volkswirtschaften der Welt. Die BIP-Werte der Territorien sind mit jenen kleinerer Inselstaaten vergleichbar, aber auch kleiner als jene zahlreicher kanadischer Städte.
Es bestehen auch große Unterschiede beim BIP pro Kopf. Hauptsächlich wegen der Erdölindustrie ist dieser Wert in Alberta mehr als doppelt so hoch als in Prince Edward Island. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, sammelt die Bundesregierung Ausgleichszahlungen von den reicheren Provinzen (insbesondere Ontario und Alberta) und verteilt diese an die ärmeren. In absoluten Zahlen ist Québec seit jeher der größte Empfänger von Ausgleichszahlungen. In der Mitte der Bandbreite liegen British Columbia und Saskatchewan, die häufig zwischen Bezahlen und Empfangen wechseln. Neufundland und Labrador, traditionell eine wenig wohlhabende Provinz, erlebte seit Beginn des 21. Jahrhunderts aufgrund mehrerer Offshore-Erdölförderprojekte ein weit höheres BIP-Wachstum als der Landesdurchschnitt und wird deshalb ab dem Fiskaljahr 2008 keine Ausgleichszahlungen mehr erhalten. Das BIP der Territorien beruht auf einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Ausgleichszahlungen, wegen der weit höheren Lebenshaltungskosten im arktischen Klima des Nordens.




Weinbau:


Die Neuzeit

Der moderne Weinbau in Kanada ist relativ jung. Als erster Winzer überhaupt gilt Johann Schiller, ein deutschstämmiger Korporal aus der Rheingegend. Schiller pflanzte 1811 die ersten Weinreben am Credit River in Ontario, westlich von Toronto. Er kultivierte die Wildrebsorte Vitis labrusca, die er an diesem Fluss vorfand, auf einem acht Hektar großen Weinberg. Nachteilig an der amerikanischen Wildrebe ist der unangenehme Geschmack, der so genannte Fox-Ton der bei Vitis vinifera, der Wildrebe, die im europäischen Bereich bekannt ist, nicht vorkommt. Dem Weinbau war somit kein großer Erfolg beschieden. Versuche, europäische Sorten allgemein in Nordamerika anzupflanzen, scheiterten an der dort schon immer existierenden Reblaus. In der Folgezeit wurden international mehrere Lösungsansätze für das Reblausproblem bei europäischen Rebsorten ausprobiert. Es wurden beispielsweise Kreuzungen aus Weinen von Vitis vinifera (also allen in Europa bekannten Rebsorten) mit Vitis labrusca durchgeführt. Die daraus entstandenen Neuzüchtungen sind unter dem Oberbegriff Hybridreben oder interspezifische Kreuzungen zusammengefasst. Insbesondere in Frankreich wurden erhebliche Anstrengungen mit Blick auf den europaweiten Reblaus-Befall, der 1863 erstmals beobachtet wurde, unternommen. Der Beweggrund in Europa war die Sicherung der Weinberge und weniger die Geschmacksoptimierung, wie sie auf dem amerikanischen Kontinent angestrebt wurde. Die französischen Resultate sind in einer großen Rebsortenfamilie, der Familie der Seibel-Reben zusammengefasst. Alle Seibelreben haben eine Klassifizierungsnummer. Ein weiterer Versuch war das Veredeln von amerikanischen Unterlagsreben mit europäischen Edelsorten durch Aufpfropfen. Im Verlauf der langjährigen Bemühungen erwies sich die Veredelung auf amerikanischen Unterlagen als der bessere Weg, reblausresistente und qualitativ hochwertige Rebsorten zu erhalten.
1866 entstand der erste Weinbaubetrieb auf der Insel Pelee im Eriesee. Drei Gutsherren aus Kentucky pflanzten acht Hektar Rebfläche mit der Rebsorte Isabella an. Die Resultate waren ermutigend, so dass in den anschließenden 25 Jahren weitere 40 Weinbaubetriebe, davon allein 35 in Ontario, gegründet wurden.

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Weinbau heute

1916 wurde in Kanada die Prohibition eingeführt. Durch geschickte Arbeit der Weinlobby wurde der Wein vom Verbot der alkoholischen Getränke ausgenommen. Allein in Ontario hatten 57 Weinbaubetriebe das Experiment der Prohibition erfolgreich überlebt und wurden lizenziert. Nach den nicht sehr erfolgreichen Bemühungen der Alkoholbekämpfung durch die Prohibition wurde in Kanada das Liquor Board System eingeführt. Es handelte sich dabei um staatliche Verkaufsstellen, denen der Verkauf aller alkoholischen Getränke exklusiv oblag.
Heute werden in Kanada Rot-, Rosé- und Weißweine sowie Schaumweine erzeugt. Die Weine werden überwiegend trocken ausgebaut, ein geringer Anteil entfällt auf Süß- und Dessertweine. Die größten Weinbaugebiete sind die Niagara-Halbinsel in Ontario und das Okanagan Valley in British Columbia. Der überwiegende Anteil der Weine sind Weißweine, doch der Trend geht einer Mode folgend zu Rotweinen. Während 1994 die Menge der ausgebrachten Weißweine mit ca. 43 Millionen Litern fast 3 mal größer war als die Menge des Rotweins (14,3 Millionen Liter), war das Verhältnis beider Mengen zueinander mit 45 Millionen Liter Rotwein und 51,7 Millionen Liter Weißwein im Jahr 2004 fast schon ausgeglichen. Ein Ende dieses Trends ist noch nicht abzusehen.
Trotz eines geringen Anteils an der Gesamtproduktion ist Kanada der weltweit größte Produzent von Eisweinen, hier icewine genannt. Sie sind im eigenen Land sehr beliebt; der mittlere Preis für eine 37,5 cl Flasche liegt bei 40 bis 45 Dollar. Der deutsche Einwanderer und Winzer Walter Hainle stellte die ersten Eisweine 1973 in kleinsten Mengen her. 1978 wurden in Kanada die ersten Weine dieser Art kommerzialisiert. Achtungserfolge erzielten kanadische Eisweine in internationalen Wettbewerben von Bordeaux, Brüssel, Verona und London. Im Jahr 1991 setzte sich ein kanadischer Eiswein, der Inniskillin Vidal Icewine 1989 auf der Weinmesse VinExpo in Bordeaux gegen 4000 Wettbewerber durch und gewann den Grand Prix d'Honneur. Wurden vom Jahrgang 1992 noch ca. 25.000 Flaschen verkauft, so waren es vier Jahre später bereits 120.000 Flaschen. Seit dem Jahr 2002 belaufen sich die Verkaufszahlen relativ konstant auf 435.000 Flaschen à 0,375 Liter. Eisweinfelder im Winter bei Niagara Falls
Kanada ist für den Anbau von Eisweinen prädestiniert, da die Übergangszeit vom trockenen Herbst zum kalten Winter mit Temperaturen von -8 °C bis -13 °C mit hoher Konstanz jedes Jahr wiederkommt. In Deutschland ist es zum Teil schwierig, gesundes Traubengut bis zum ersten kräftigen Frost zu erhalten. Zum anderen muss in Deutschland in der Regel nachts geerntet werden, um die Ernte bei der geforderten niedrigen Temperatur von -7 °C oder kälter bis zur Kelter zu bringen.


Klima für den Weinbau in Kanada

Obwohl die überwiegende Zahl der Weinberge Kanadas zwischen dem 41. und 45. Breitengrad und damit geografisch auf der gleichen Höhe wie das italienische Chianti oder das französische Languedoc liegen, haben alle Regionen ein kühles Weinbauklima. Die kontinentale Kälte im Winter sowie unbeständiges Wetter im frühen Frühjahr und zu Ende der Erntezeit im Herbst sind dafür verantwortlich. In der für den Weinbau relevanten Wachstumsphase der Weinrebe von April bis Oktober wird eine durchschnittliche Temperatur (also Tages- und Nachttemperaturen gemittelt) von max. 16 °C erreicht (Vergleich: alle Weinbaugebiete Deutschlands sowie die Champagne, Chablis, Burgund verfügen ebenfalls über ein kühles Weinbauklima. Bordeaux und die nördliche Rhône verfügen über einen Zwischenklimabereich (mittlere Temperaturen von 16 bis 18,5 °C), während Südfrankreich, weite Teile Italiens und Spaniens über ein warmes Weinbauklima (mittlere Temperaturen von 18,5 bis 21 °C) verfügen). Die Sonnenscheindauer dagegen beträgt aufgrund der südlichen Lage bis zu 2400 Stunden pro Jahr. Als Vergleich: im deutschen Weinbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer beträgt die mittlere Sonnenscheindauer 1390 Stunden/Jahr; im Jahr 2003 mit dem so genannten Jahrhundertsommer lag dieser Wert bei 1877 Stunden. Weingesetzgebung in Kanada
1988 führte die Provinz mit der größten Weinbaufläche Kanadas, Ontario, ein System zur Klassifizierung von Qualitätsweinen ein. Die Vintners Quality Alliance (kurz VQA) lehnt sich an die französischen und italienischen Qualitätssysteme einer Appellation d'Origine Contrôlée (kurz AOC) bzw. einer Denominazione di origine controllata (kurz DOC) an. 1990 übernahm die Provinz British Columbia das System. Die Einhaltung der Kriterien wird durch zwei Regulierungsbehörden, den Wine Council of Ontario (WCO) bzw. den British Columbia Wine Institute (BCWI) überwacht.

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Kriterien

Bei VQA-Weine müssen die Trauben zu 100 Prozent aus dem jeweiligen Anbaugebiet stammen.
Bei einer Provinzbezeichnung dürfen sowohl Hybridreben als auch Vinifera-Reben (also europäische Rebsorten) verwendet werden. Die auf dem Etikett genannte Rebsorte muss zu mindestens 75 % im Wein enthalten sein. Auf dem Etikett steht dann Product of Ontario oder Product of British Columbia.
Bei einer Bezeichnung auf eine spezielle Gegend innerhalb einer Provinz sind nur Vinifera-Reben zugelassen. Die auf dem Etikett genannte Rebsorte muss zu mindestens 75 Prozent im Wein enthalten sein. Bei Jahrgangsangaben muss der Wein zu mindestens zu 90 Prozent aus diesem Jahrgang stammen.
VQA-Weine werden von einer sechsköpfigen Jury verkostet. Anerkannte Weine dürfen die Bezeichnung VQA auf dem Etikett aufführen. Alternativ kann das schwarze VQA-Siegel aufgebracht werden. Weine, die bei der Verkostung sehr gut abschneiden, dürfen das goldene VQA-Siegel tragen.


Rebsorten

In Kanada werden viele international bekannte Rebsorten angebaut, darunter die roten Sorten Baco Noir, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Gamay, Merlot, Pinot Noir und Syrah sowie die weißen Sorten Chardonnay, Chenin Blanc, Gewürztraminer, Pinot Blanc, Pinot Gris, Riesling, Sauvignon Blanc, Semillon und Viognier. Die am häufigsten für Eiswein verwendete Rebsorte ist der Riesling, welcher sich in diesem Klima gut eignet, um Süßweine mit entsprechenden Säurespitzen zu entwickeln. Ebenfalls recht weit verbreitet sind die regionalen Rebsorten Lucie Kuhlmann, Maréchal Foch, Aurore, Chancellor, Joannès-Seyve 23-416 und Vidal.

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Weinbauregionen in Kanada

Ontario:

Das Klima wird in den Weinbauregionen von Ontario durch die Wassermassen des Eriesees und des Ontariosees beträchtlich gemildert. Ontario ist die mit 6070 ha mit Abstand bedeutendste Weinbauprovinz Kanadas. Etwa 90 Weinbaubetriebe bieten ca. 5300 direkte und indirekte Arbeitsplätze. In Ontario werden folgenden Regionen unterschieden:
Niagara-Halbinsel

Die Anbaugebiete finden sich zwischen Hamilton und den Niagarafällen sowie am Südufer des Ontariosees. Es werden immer noch neue Gebiete erschlossen die sich in Richtung Toronto nordwestwärts bewegen. Auf US-amerikanischer Seite des Niagara River schließt die Herkunftsbezeichnung Niagara Escarpment AVA an.
Pelee Island

Die kleine Insel im Eriesee ist Kanadas südlichste Landmasse und bietet eine lange, frostfreie Zeit. Auch die isolierte Insellage kommt dem Wein zugute, da das Wasser des Eriesees die Temperaturen insbesondere während der Herbstzeit erheblich mildert. Seit den 1980er Jahren wurden die Bemühungen um den Weinbau intensiviert.
Lake Erie North Shore

Die Region war die früheste und aktivste Kanadas bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Nach einer langen Zeit der Lethargie wächst die Zahl der Winzer in der Designated Viticultural Area, die sich um die Wiederherstellung des alten Erfolges bemühen.
Prince Edward County

Die neueste Anbauregion Ontarios hat eine ähnlich lange Wachstumsphase wie die der Niagara-Region, aber etwas kältere Winter. Die Weinberge dieser am Nordufer des Ontariosees gelegenen Halbinsel profitieren vom ausgleichenden Effekt des Sees auf das Mikro-Klima.
Das Weingut Royal DeMaria Vineyards auf der Niagara-Halbinsel dürfte sicherlich die mit Abstand teuersten Weine Kanadas erzeugen. Das Gut bietet schon seit einigen Jahren preisgekrönte Eisweine in limitierter Auflage zu Preisen zwischen 1000–4000 Euro an. Für den ab dem Jahr 2006 vermarkteten Chardonnay Icewine des Jahrgangs 2000 erwartet das Gut einen Preis von ca. 20.000 Euro je 0,375 Liter Flasche. Die Auflage liegt bei 48 Flaschen. (Quelle: Decanter).

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British Columbia:

Weinbau bei Blue Mountain, British Columbia
Die wichtigen Weinbaugebiete der westlichsten Provinz Kanadas sind das Okanagan Valley sowie das Similkameen Valley in der Nähe des Okanagansees. Es gibt hier seit 1990 das British Columbia Wine Institute (BCWI), das zur Aufgabe hat, die Qualität des Weins aus der Provinz zu steigern und die Anforderungen für die Zertifizierung der Weine festzulegen. Das BCWI repräsentiert über 90 Prozent der Weinproduktion der Provinz. Das Okanagan Fall Wine Festival findet jährlich im Herbst statt und erfreut sich großer Beliebtheit.
Bei der Auswahl geeigneter Rebsorten sowie deren optimaler Anzuchtmethode spielte der deutsche Önologe Helmut Becker von der Rebzuchtanstalt Geisenheim eine wichtige Rolle.

Okanagan Valley
Vancouver Island
Fraser Valley


Québec:

In der Nähe des Sankt-Lorenz-Stroms zwischen Montréal und Québec (Stadt) bei der Stadt Durham bemühen sich ca. 26 Kellereien auf fast 300 ha Rebfläche, Wein aus Hybridreben herzustellen. Das Klima ist kontinental mit warmen und feuchten Sommern sowie sehr kalten Wintern. Während der frostfreien Zeit fallen ca. 900 mm/Jahr Niederschläge. Im Winter werden Temperaturen von -30 °C gemessen. Daher wird nach der Ernte während des Monats November die Erde zwischen den Rebzeilen gegen die Rebstöcke gedrückt. So formt man etwa 40 Zentimeter hohe und 50 Zentimeter breite Hügel, die den Rebstock vor zu starkem Frost schützen. Bei Messungen im Jahr 1998 betrug die Temperatur innerhalb eines Hügels in 20 Zentimeter Tiefe -6 °C; die Außentemperatur betrug -34 °C. Ende April bis Anfang Mai werden diese Hügel wieder abgetragen. Aufgrund der widrigen Umstände sowie der kurzen Vegetationszeit werden fast ausschließlich Hybridreben angepflanzt. Die wichtigsten Anbaugebiete sind:

Québec (sechs Kellereien)
Lanaudière (eine Kellerei)
Canton de l'est (neun Kellereien)
Montégégie (zehn Kellereien)
Basses laurentides (drei Kellereien)

Verkauft wird fast exklusiv ab Kellertür. Neuerdings darf auch direkt an Restaurants der Region geliefert werden. Der touristische Aspekt der Kellereien spielt für die Region eine bedeutendere Rolle als der Wein selbst.


Nova Scotia:

Die Halbinsel an der Ostküste Kanadas verfügt im Annapolis Valley in der Nähe der Fundybucht trotz ungünstiger Voraussetzungen jenseits des 45. Breitengrads über ca. 100 ha Rebfläche. 22 Winzer haben überwiegend sehr frostresistente Rebsorten wie die französischen Hybridreben Baco Noir, Maréchal Foch, Castel 19637, DeChaunac, Léon Millot und Seyval Blanc sowie zwei russische Hybridreben auf Basis der Urrebe Vitis amurensis Mischurnitz und Severny gepflanzt.

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Verantwortlicher: Jens Leibing